Meine Freundin Klara hat offensichtlich ein gutes Näschen für Trends: der einzige Film, den sie sich bei der diesjährigen Viennale anzuschauen entschieden hat, wurde gleich zum Überraschungserfolg und Publikumsliebling schlechthin.
Wenn ein Film es aber schafft…
dass ich mich trotz aller offensichtlichen Unterschiede so mit einem Protagonisten identifizieren kann, mitleiden an seinem unbestimmten Unwohlsein und mich freuen, wenn es doch weitergeht, ist das für mich ein echtes Qualitätsmerkmal. Faszinierend auch der Drehort selbst: größtenteils fungierte Jacobs’ tatsächliches Zuhause in New York als Kulisse – ein Loft, eingerichtet und vollgepackt, wie man es sich nie vorstellen könnte. Allein dafür lohnt es sich, den Film zu sehen. Dass Azazel Jacobs’ eigene Eltern die Filmeltern spielen, trägt wohl auch zu seiner besonderen Wirkung bei. Die eigentümlichen Schwingungen und Stimmungen, die über den Film transportiert werden, sind so vermutlich erst möglich.
Selbst Hans Hurch, der Intendant des Viennale Festivals war vom Andrang auf “Momma’s Man” überrascht, sah darin aber seine Hoffnung bestärkt, dass der Film einen Verleih in Österreich findet und regulär in den Kinos zu sehen sein wird. Am Ende der Viennale wurde Azazel Jacobs Werk von der Standard-Leserjury zum besten Film des Festivals gekürt, der Preis – Inserate im Wert von 10.000 Euro – sollen “Momma’s Man” einen Kinostart allemal erleichtern. Verdient hat er’s wirklich: Dass “Momma’s Man” schon jetzt als einer der besten aktuellen US-Independent-Filme gehandelt wird, kommt nicht von ungefähr.